Seit 300 Jahren – dank Descartes, Newton, Taylor, Ford und vielen mehr – sind wir geprägt von einer mechanistischen und rationalistischen Denkschule. Daher neigen wir dazu, Organisationen als Maschinen zu betrachten mit klar definierten Teilen und ihnen zugeschriebenen Rollen sowie einem voraussehbaren Output.
In einer hochgradig vernetzten und dynamischen Welt, vermag diese mechanistische Sicht- und Denkweise den Anforderungen komplexer Problemstellungen und Herausforderungen nicht vollumfänglich gerecht zu werden. Sollten wir Organisationen also als lebendige Systeme betrachten?
Lebende Systeme existieren überall in der Natur. Als Beispiel mag ein Ameisenhaufen dienen, ein Bienenschwarm oder das Ökosystem Wald.
Sechs Aspekte lebender Systeme sind für den Kontext von Organisationen besonders spannend:
- Die Natur kennt nur Selbstorganisation – Alle Teile des Systems tragen das Notwendige zum Erhalt und Überleben des Systems bei.
- Ein lebendes System akzeptiert nur seine eigenen Lösungen. Also nur solche, die es selber kreiert und gefunden hat.
- Ein lebendes System schenkt nur dem Aufmerksamkeit, was für das System im Hier und Jetzt von Bedeutung ist.
- Die Natur strebt nach Diversität. Neue Beziehungen eröffnen neue Möglichkeiten und damit die Chance auf ein Überleben.
- Lebende Systeme suchen nach neuen Lösungen im Hier und Jetzt. Die Natur strebt nicht nach perfekten, sondern nach gangbaren Lösungen.
- Selbst-Organisation ist die Grundlage für Emergenz. Diese entsteht, wenn einzelne bzw. alle Teile eines Systems in einer Art und Weise zusammenwirken, dass etwas völlig Neues oder Überraschendes entsteht – das sprichwörtliche „Mehr als die Summe seiner Teile“.
Damit steht für uns fest. Ja: Organisationen sind – auch – lebende Systeme und damit nicht nur kompliziert, sondern komplex. Siehe auch den Beitrag «Navigieren in Komplexität«.